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AutorenbildKati Fry

Vor einem Jahr... 

Aktualisiert: 2. Jan. 2020

Ich denke im Moment oft daran zurück, wie es mir im letzten Jahr um diese Zeit ergangen ist. Damals in dieser intensiven Zeit, in der tiefsten Depression und dennoch in einem geborgenen Raum, der sich fast schon anfühlte wie ein Zuhause. Vielleicht sogar mehr zuhause, als die meisten Orte, an denen ich zuvor gelebt hatte. Eine Zeit lang konnte ich mir gar nicht vorstellen, zurückzukehren in mein altes Leben, das ich nur noch als schmerzvoll und anstregend erinnerte. In der tiefsten Dunkelheit war dies gar keine Option. Es gab keine vorstellbare Zukunft. Heute bin ich zurück im Leben. An einem neuen Ort, in neuen Räumen, mit neuem Blickwinkel. Nach 18 Wochen intensiver Therapie und unter dem Einfluss verschiedenster Medikamente also ein neuer Mensch? Ein neues Leben? Nein. Ich bin es noch immer. Mein Rucksack, vollgepackt mit Vergangenheit, ist noch da. Und ja, ab und zu zieht er auch noch ganz schön und macht sich bemerkbar. Es ist also nicht alles neu und nicht alles glitzer. Aber es ist viel passiert in diesem Jahr. Ich habe in der schwierigsten Zeit meines Lebens, Menschen treffen dürfen, die mich in all meinen Facetten (meist in den Facetten grau bis schwarz) kennengelernt haben und mir eine bedingungslose Wertschätzung entgegengebracht haben. Einige sind noch heute Teil meines Lebens und stützen und verstehen mich, wenn es kein anderer, der die Depression nicht selbst erfahren hat, kann. Dass sie mich nehmen wie ich bin, hat mir Mut gemacht, mehr ich zu sein, öfter zu äußern was ich brauche und meine Bedürftigkeit nicht um jeden Preis verstecken zu wollen. Heute spreche ich über meinen Schmerz, meine Enttäuschung und meine Bedürfnisse und versuche einzusehen, dass jedes Gefühl da sein darf. Ich lerne täglich gut zu mir zu sein, mich anzunehmen und nicht so hart mit mir zu sprechen. Bei der Arbeit mit meinen Kindern sehe ich, dass mir meine eigene Vergangenheit hilft, diese Kinder zu verstehen, Ihnen näher zu kommen und sie zu erreichen. Ja der Rucksack ist da, aber jeder Stein, den ich auf meinem Weg gesammelt hat und der im Rucksack Platz gefunden hat, hat mich hierher gebracht und zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Nach vielen Kämpfen und verlorenen Schlachten mit mir und anderen, durfte ich einen Menschen finden, der mich so nimmt wie ich bin und noch wichtiger- bei dem ich mich zeigen kann, wie ich bin. Ich bin dabei, die Liebe zuzulassen. Auch auf diesem Weg war bisher nicht alles einfach, aber ich schaffe es mehr und mehr meine Ängste und Zweifel hinter mir zu lassen. Wer hätte das gedacht noch vor einem Jahr? Ja es gibt Tage, an denen ich verzweifle, weine, leide, und ja, es ist jeden Tag ein hartes Stück Arbeit. Es wird nie easy sein, aber das ist es wert.


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